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Historischer Seitenblick auf Ternitz

Besuchte man vor 150 Jahren die Gegend, die auch Ternitz genannt wurde, bot sich einem ein emsiges Treiben. Am neu eröffneten Bahnhof an der Bahnstraße, heute Franz Dinhobl-Straße, machten Reisende aus Wien Halt, die die Vorzüge der noch relativ neuen Südbahn auskosteten. Auf den Straßen waren Pferdefuhrwerke unterwegs und die nächstgelegene Eisenfabrik, die erst 1862 von Alexander Ritter von Schoeller übernommen worden war, entwickelte sich gerade zu einem führenden Unternehmen in der Eisenindustrie. Und trotzdem gab es gemeinderechtlich gesehen kein Ternitz. Es war nur ein weit verbreiteter Name, den jedermann kannte. Das änderte sich erst, als sich 1923 die bisher eigenständigen Gemeinden St. Johann, Rohrbach und Dunkelstein entschlossen, unter dem Namen Ternitz eine Großgemeinde zu gründen. Es war ein hartes Ringen und wahrscheinlich dem unablässigen Drängen der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen zu verdanken, dass die einstigen „Einzelspieler“ schließlich nachgaben. Das Rathaus in Dunkelstein wurde zum Rathaus von Ternitz, Schuldirektor Josef Wochesländer erster Bürgermeister.

Aufschwung und Stadterhebung

Stadterhebung Renner 1948Auch die Eisenindustrie in Ternitz wurde immer beherrschender. Nur ein Jahr nach der Gemeindegründung schloss sich die Firma Schoeller mit dem Mürzzuschlager Unternehmen Bleckmann zusammen – der heute noch gebräuchliche Namen Schoeller-Bleckmann entstand. Während die einstigen Urgemeinden von Ternitz immer näher zusammenwuchsen, entwickelte sich in den Ortsteilen ein aufblühender Fremdenverkehr. Gäste aus Wien reisten an, um die Gesellschaft der urigen Bewohner und die umliegende Natur zu genießen. Der zweite Weltkrieg brachte schließlich viel Leid, aber auch einen Aufschwung des Wirtschaftslebens mit sich. Umso verheerender zeigte sich die Lage nach 1945. Der Bedeutung seiner Industrie hatte es Ternitz zu verdanken, dass 1948 – also genau vor 75 Jahren – die Stadterhebung erfolgen sollte. Ein Festtag für jede einzelne Bürgerin und jeden einzelnen Bürger, der noch jungen Gemeinde. Bundespräsident Dr. Karl Renner und der damalige Bürgermeister Franz Dinhobl gaben sich im Stadtkino ein Stelldichein.


Niedergang und Neuerfindung

Die Stadt wuchs weiter – der Wiener Architekt Dr. Roland Rainer plante ein Stadtzentrum, visionär wie er war, direkt über der Bahnlinie, die seit jeder die Ortsteile von Ternitz trennte. Ein Plan, der nicht verwirklicht wurde – im Gegensatz zur Ternitzer Stadthalle, der Hauptschule, dem Parkbad, usw. Die Nachkriegszeit war auch die Zeit eines aufstrebenden Wieners, der in Ternitz neue Wurzeln schlug. Sein Name war Hans Czettel, der sich als Gemeinderat und Betriebsrat seine ersten Lorbeeren verdiente. Der Karriereweg führte steil bergan, von 1964 bis 1966 hatte Hans Czettel die Funktion des Innenministers über. Seine wahre Berufung fand er jedoch als Landeshauptmann-Stellvertreter, eine Aufgabe, die er bis zu seinem Tod 1980 ausübte. Seinen Bestrebungen war es zu verdanken, dass sich anhand des „NÖ-Modells“ viele Kleingemeinden zu größeren Gemeinden zusammenschlossen. Ausschlaggebend waren meist finanzielle Gründe, um sich von der Eigenständigkeit zu trennen. So erging es 1969 auch Sieding und Flatz, die mit Ternitz eine Einheit wurden. Es war nicht einfach, jeder hatte seine Bedenken, aber letztendlich siegte der Überlebensdrang. 1974 erfolgte schließlich die letzte Vergrößerung – Pottschach und Raglitz gesellten sich zur Stadt Ternitz. Ende der 1970er-Jahre spürte man dann die Anzeichen einer Krise. Das Werk, das die Stadt reich gemacht hatte, kam in Schwierigkeiten. Die Zerschlagung der damaligen Vereinigten Edelstahlwerke 1988 war unausweichlich, die einstigen Produktionssparten wurden privatisiert. Es folgte eine Zeit des Wandels, die Ternitzerinnen und Ternitzer mussten sich neue Perspektiven suchen. Heute ist Ternitz wieder ein beliebter Industriestandort, aber was noch viel wichtiger ist – für viele Menschen eine wahre Heimat.

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